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Wer ist von niedrigen Renten betroffen?Ein Beispiel: Claudia und Thomas

Wie kommt es gerade bei Frauen zu niedrigen Renten. Am Beispiel von Claudia und Thomas kann man das nachvollziehen.

Thomas

Thomas wird 1970 geboren und beendet 1987 die Schule.

Er macht eine Ausbildung zum Industrie-Mechaniker und beginnt mit 17 in die Rentenversicherung einzuzahlen. 

Ab 1990 arbeitet Thomas Vollzeit, 1998 macht er den Meister, in seinem Betrieb wird er nach Tarif bezahlt.

Thomas heiratet Claudia, gemeinsam bekommen sie zwei Kinder. Da Claudia den größeren Teil der Kindererziehung übernimmt, arbeitet er weiterhin Vollzeit.

Claudia

Claudia wird auch 1970 geboren und beendet 1987 die Schule. Anschließend macht sie zuerst eine Ausbildung zur Sozialassistenz und dann eine zur Erzieherin. Weil beides eine schulische Ausbildung ist, zahlt sie in dieser Zeit nicht in die Rentenversicherung ein. Drei Jahre Fachschulausbildung werden ihr jedoch später bei der Rente anerkannt.

Ab 1992 arbeitet Claudia mit 30 Stunden als Erzieherin in einer Kindertagesstätte. 1995 und 1997 bringt sie ihre Kinder zur Welt und bleibt insgesamt 5 Jahre zu Hause.

Ab 2000 arbeitet sie wieder 20 Stunden, nachdem die Kinder älter sind, erhöht sie 2010 auf 30 Stunden.

2023 wird Claudias Vater pflegebedürftig, sie reduziert ihre Arbeitszeit erneut auf 20 Stunden, um für ihren Vater da zu sein. 
 

Thomas und Claudia gehen in Rente

2035 wollen Thomas und Claudia gemeinsam mit 65 Jahren in Rente gehen.

Weil Thomas mehr als 45 Jahre in die Rentenversicherung einzahlt hat, kann er ohne Abschlag in Rente gehen, obwohl das gesetzliche Renteneintrittsalter bei 67 Jahren liegt.

Thomas bekommt eine Rente von 2.012 Euro brutto im Monat.

Claudia hat deutlich weniger in die Rente eingezahlt als Thomas: Als Erzieherin wird sie schlechter bezahlt, sie hatte Babypausen und hat Teilzeit gearbeitet. Dafür bekommt sie Kindererziehungszeiten und Pflegezeiten anerkannt, die ihre Rente erhöhen.

Weil sie zwei Jahre vor dem gesetzlichen Rentenalter in Rente geht, werden ihr 7,2 Prozent von der Rente abgezogen.

Claudia bekommt eine Rente 1.146 Euro brutto im Monat.

Das Beispiel zeigt Stärke und Schwäche des Systems: Kindererziehung und Pflege erhöhen Claudias Rente um etwa 443 Euro. Ohne diese Anerkennung läge ihre Rente nur bei knapp 700 Euro. Aber schlechtere Bezahlung und Lücken im Erwerbsleben lassen sich damit nicht ausgleichen.