Berlin. Rentenfinanzierung, Kapitaldeckung oder Erhöhung des Renteneintrittsalters: Die politische Debatte um die gesetzliche Rentenversicherung ist in vollem Gange. Aus Sicht des Sozialverband Deutschland (SoVD) ist es allerdings nicht zielführend immer nur über Teilaspekte zu debattieren. „Wir brauchen endlich ein allumfassendes Konzept zur Stärkung der gesetzlichen Rentenversicherung, in dessen Zentrum die Frage steht, wie hoch eine Rente eigentlich sein muss, um auskömmlich zu sein und den Lebensstandard zu sichern. Wenn wir heute wissen, dass fast drei Millionen Menschen selbst nach 45 Jahren Vollbeschäftigung eine Rente auf Grundsicherungsniveau drohen könnte, dürfen wir das nicht einfach so hinnehmen“, fordert SoVD-Präsident Adolf Bauer. Umso mehr begrüßt der SoVD, dass in dieser Woche im Bundestag ein Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen auf der Agenda steht, der viele wichtige SoVD-Forderungen aufgreift.
Eine dieser SoVD-Forderungen ist die Einführung einer Erwerbstätigenversicherung, in die alle einbezogen werden. „Eine Erwerbstätigenversicherung würde dem Wandel in der Arbeitswelt und in den Erwerbsverläufen sowie der gestiegenen beruflichen Mobilität in Europa Rechnung tragen. Zudem wäre sie ein Ausdruck gelebter Solidarität und würde das Vertrauen in die gesetzliche Rentenversicherung stärken“, erklärt der SoVD-Präsident. Darüber hinaus fordert der SoVD sachgerechte Rentenbeiträge für Bezieher*innen von Arbeitslosengeld II.
Die Rente ist bekanntermaßen das Spiegelbild des Erwerbslebens. Um eine gute und auskömmliche Rente zu gewährleisten und Altersarmut gezielt zu bekämpfen, sind aus Sicht des SoVD zudem die Förderung von sozialversicherungspflichtigen Jobs ab dem ersten Euro, gleicher Lohn für gleiche Arbeit, die Einführung eines individuellen Rechts auf Aus- und Weiterbildung sowie die Anhebung und Dynamisierung des Mindestlohns auf ein armutsfestes Niveau unumgänglich.
Die von anderer Seite geforderte Erhöhung des Renteneintrittsalters lehnen wir entschlossen ab. „Schon heute können viele Menschen nicht gesund bis zur Regelaltersgrenze arbeiten und müssen daher mit Abschlägen in eine vorzeitige Alters- oder Erwerbsminderungsrente gehen. Vor diesem Hintergrund ist eine Erhöhung vollkommen abwegig“, so Bauer. Das durchschnittliche Eintrittsalter bei den Altersrenten liegt derzeit bei 64,3 Jahren. Aktuell wird das Renteneintrittsalter schrittweise von 65 auf 67 Jahre angehoben. Eine weitere Anhebung würde letztlich nur zu einer weiteren Rentenkürzung führen.
V.i.S.d.P.: Christian Draheim