Berlin. Gestern hat der Bundestag das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz verabschiedet, welches die Barrierefreiheit in der Privatwirtschaft leider nur halbherzig in Angriff nimmt. Aus Sicht des Sozialverband Deutschland (SoVD) macht das eines sehr deutlich: „Es ist noch immer nicht allen politischen Entscheidungsträgern bewusst, dass gesellschaftliche Teilhabe ohne konsequente Barrierefreiheit nicht möglich ist“, sagt SoVD-Präsident Adolf Bauer.
Eine weitere große Baustelle sieht Bauer im Mangel an barrierefreien Wohnungen in Deutschland. Menschen mit Behinderungen, Familien mit kleinen Kindern und mobilitätseingeschränkte Personen haben es bei der Wohnungssuche doppelt schwer. Sie stehen vor der Herausforderung, dass sie barrierefreien und bezahlbaren Wohnraum finden müssen. Barrierefreies Wohnen muss endlich konsequent und flächendeckend umgesetzt werden.“ sagt der SoVD-Präsident.
Nach Erhebungen des Mikrozensus erfüllen nur 2,4 Prozent des Wohnungsbestandes die Kriterien einer barrierefreien Wohnung. „Bis 2035 wird es eine Versorgungslücke von circa 2 Millionen altersgerechten Wohnungen geben“, erläutert SoVD-Präsident Adolf Bauer.. Selbst von den seit 2011 neu gebauten Wohnungen erfüllen nur 18 Prozent die notwendigen Voraussetzungen für Barrierefreiheit. Aus Sicht des SoVD sind zwingend klare und verbindliche Regeln erforderlich. „Barrierefreiheit sollte nicht allein auf die Zielgruppen Seniorinnen und Senioren und Menschen mit Behinderungen bezogen werden. Nutzerinnen und Nutzer in allen Lebenslagen profitieren von ihr. Deshalb fordern wir, dass Barrierefreiheit selbstverständlicher Standard im Neubau wird“, sagt Bauer. Und er fügt hinzu: „Barrierefreiheit im Neubau ist vor allem eine Frage der Konzeption und Planung. Sie macht weniger als einen Prozent der Gesamtkosten aus. Der finanzielle Aspekt darf insofern kein Argument sein.“
V.i.S.d.P: Christian Draheim